Ein gemeinsames Training mit meinem Coach Gerald Dygryn war gefühlt schon 10 mal geplant dieses Jahr und 9 mal wieder abgesagt. Der Grund waren die komplizierten Bedingungen einer Reise. Die Bedingungen haben sich regelmäßig geändert und ich hatte immer wieder Kontakt mit dem regionalen Gesundheitsamt – welches leider der Meinung war, dass ein Trainingslager oder ähnliches in keine Ausnahme für einen Berufssportler fiel. 10 bzw 5 Tage Quarantäne wollte ich vermeiden, so dass es bis Mai gedauert hatte, eh eine Reise nach Österreich und wieder zurück relativ einfach machbar wurde.
Meine Zusage zum GDT Trainingslager kam dennoch recht kurzfristig: Ich hatte ja erst kurz zuvor das okay bekommen, wieder mit dem Training loszulegen. Da der Fokus im Camp auf dem Schwimmen liegen würde, war es optimal und meine Einschränkungen (noch kein Lauftraining) würden sich in Grenzen halten.
So fuhren Annalena, Emmy und ich mit Gepäck für gefühlt 3 Wochen für 4 Tage nach Bruck an der Großglocknerstraße ins Sportcamp Woferlgut.
Es fühlt sich so nach 2019 an
Schon bei der Begrüßung war es irgendwie ein relativ seltsames Gefühl: Menschen! Auf einem Haufen!
Ich muss sagen es hat echt mal wieder Spaß gemacht in einer Gruppe zu trainieren und sich beim Essen austauschen zu können.
Meinen Trainer nach über einem halben Jahr mal persönlich kennenzulernen war wichtig, wobei wir uns wahrscheinlich beide bekannter vorkamen, als zwei Leute die sich zum ersten mal sehen. Der Kontakt und Austausch zwischen uns ist ja doch sehr eng und regelmäßig – auch über die Entfernung.
Langsamer Schwimmen und schneller sein
Was mich aber absolut begeistert hat(te), waren die Einheiten mit Gerald am Beckenrand. Ich empfand es absolut nicht als selbstverständlich, dass er sich trotz der Gruppengröße von um die 15 Leute die Zeit nimmt, an drei Tagen zwei mal mit mir eine Einzeleinheit abzuhalten (ich hatte es aber einfach viel nötiger als alle anderen 😉).
Er meinte davor „Wirst sehen was da vorwärts geht!“. Ich will nicht sagen, dass ich vorab skeptisch war – aber was dann diese knapp 20 Kilometer in drei Tagen im Wasser gebracht haben, war gefühlt der Wahnsinn!
Wenn man beim Schwimmen mal eine Basis entwickelt hat und voran kommt, heißt das noch lange nicht, das man zum einen schnell (genug), zum anderen ökonomisch (genug) schwimmt. Ich hatte immer – trotz des Technik fokussierten Trainings der letzten Monate und trotz der regelmäßigen Video Updates und Analysen von Gerald – immer noch die Tendenz zu schnell und mit zu wenig Streckung zu schwimmen.
Es sind die kleinen Details, die Bewegungsabläufe, die aktive Schulter und vieles mehr, was einen dann plötzlich schneller macht und man steht am Beckenrand und denkt sich „naja… das war jetzt irgendwie deutlich weniger anstrengenden als sonst je zuvor aber einen Tick schneller“. Und ein Tick beim Schwimmen… diese 5 oder 6 Sekunden auf 100 Meter… das sind Welten in der Endabrechnung.
Am letzten Tag hatten wir noch ein Krafttraining und eine letzte geplante Schwimmeinheit auf dem Programm. Ich gebe zu, ich hätte das „optionale“ Krafttraining kurz gerne ausfallen lassen, so haben sich die Schultern eigentlich angefühlt.
Als es dann im Gym die Runde macht, dass wir heute 50×100 schwimmen, habe ich meine Vorfreude kaum verstecken können! (Das war leicht ironisch, übrigens).
Als wir zu fünft dann die 100er angingen, herrschte ja fast schon eine Wettkampfähnliche Atmosphäre zwischen schreienden Kindern und wellnessenden Erwachsenen.
Wie es dann an so einem Tag sein soll: Ich bin noch nie so locker mit so schweren Armen geschwommen. Klar, im Wasserschatten geht’s bisschen leichter, aber dieses „in control“ Gefühl hatte ich noch nie so gut erlebt wie an dem Tag.
Die letzten 10×100 mit Paddles waren erwartungsgemäß zäh und bisschen hart, aber insgesamt war das eine Schlüsseleinheit, die gezeigt hat, das beim Schwimmen so viel drin ist und wie schnell es dann doch in die richtige Richtung gehen kann.
Fazit: Voller Erfolg
Unterm Strich war das Trainingslager kurz, knackig und ein voller Erfolg. Ich profitiere als Athlet extrem von Geralds Erfahrung und besonders von seiner Expertise beim Schwimmen. Auch in meiner Funktion als Trainer lerne ich fast schon ungewollt etwas dazu, wenn ich es teils aus neutralem Blickwinkel betrachte.
Das Woferlgut war eine sehr gute Location für uns zum Trainieren: Kurze Wege zum Pool und Fitnessraum und die Gegend rund um den Zeller See war – auch wenn das Wetter manchmal grimmig aussah – ein Traum.
Die (angemeldete) vegane Ernährung war dann doch eine größere Hürde für das Hotel als vorher angenommen. Als ich fragte ob wir oder jemand vom Hotel zum Einkaufen gehen soll, um am Samstag frühstücken zu können, wurde aber schnell gehandelt und – auch wenn bei den Snacks am Nachmittag nichts dabei war – die Küche hat sich dann darauf eingestellt (oder eingelassen?) und sich ein klein wenig von Tag zu Tag gesteigert. War wahrscheinlich auch eine Art Trainingslager für die beteiligten.
Ich war die ersten paar Schritte auf dem Laufband und spürte sehr wenig bis gar keine Probleme. Ein bisschen seltsam kommt dieses Laufen halt erstmal wieder vor.
Dennoch heißt es: Viel Geduld, bevor es wieder richtig ans Lauftraining gehen kann.
Der Fokus der nächsten Wochen wird darauf liegen, beim Schwimmen da weiterzumachen, wo wir am Montag aufgehört haben.
Dazu kommt, dass ich beim Laufen jeden zweiten Tag eine kleine Einheit absolvieren darf (wenn es ohne Schmerzen geht) und hoffe, dass hier keine Rückschläge mehr kommen.
Dann geht es in den Juni und Juli für 8 Wochen Vorbereitung auf den – mal wieder – ersten Wettkampf der Saison!
Danke Gerald, GDT und allen Teilnehmern für ein paar tolle Tage!
#gdtistmehrals – das kann ich absolut unterschreiben.
Bis bald und bleibt gesund und sportlich,
David