Triathlon Tool #1

Gerald Dygryn bei einem Vortrag

In jeder Werkstatt braucht es Werkzeuge

In der Triathlonwerkstatt powered by GDT Sportconsulting bieten meine Coaches und ich individuelles Training im Ausdauersport – vorwiegend im Triathlon – an. Wir versuchen durch ein Höchstmaß an Individualität unsere Sportler*innen zu ihren persönlichen Zielen zu führen. Dazu planen wir nicht nur individuell, sondern bieten auch Workshops und Trainingscamps an. Das Training basiert auf einer langfristig entwickelten Philosophie, die euch als Sportler*innen – vor allem aber als Menschen – in den Mittelpunkt stellt.

Die Pakete der Triathlonwerkstatt reichen vom Lehrlingspaket (Basic) bis zum Paket des Meisters (Premium) und versorgen euch mit einer Vielzahl von Werkzeugen, die helfen sollen euch eurem Ziel näher zu bringen. In den neuen Blogs „Triathlon Tools“ will ich nun kurz und prägnant Teile dieser Werkzeugbox vorstellen. Viel Spaß damit.

Triathlon Tool #1

Weg mit den guten Vorsätzen – her mit den Zielen

In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien werden Aktivurlaube gebucht, sind die Fitnesscenter voll und Ernährungsratgeber*innen haben Hochsaison. Doch schon im Februar verändert sich die Situation. Verträge werden storniert oder stillgelegt und gute Vorsätze vergessen. Der Grund liegt zum großen Teil darin, dass statt sorgfältig gewählter Zielsetzung, schnell formulierte Vorsätze das Motiv des Handelns zum Jahresbeginn darstellen. Um das zu ändern und euch eine Hilfestellung für nachhaltig erfolgreiches Tun zu ermöglichen, habe ich mich entschlossen, die Zielsetzung zum ersten Triathlon Tool unserer Werkzeugbox zu machen.

Die Zielsetzung stellt einen wichtigen Meilenstein am Beginn der Zusammenarbeit neuer Sportler*innen mit unseren Coaches in der Triathlonwerkstatt dar. Auf der einen Seite ist uns klar, dass nur durch eine echte Identifizierung mit seinen eigenen Zielen und mit der einhergehenden richtigen Zielformulierung die gemeinsame Arbeit nachhaltig und langfristig erfolgreich sein kann. Auf der anderen Seite sehen wir die gemeinsam erarbeiteten Ziele als Vereinbarung, dem sich Trainer*in und Sportler*in in gleicher Weise verpflichtet fühlen.

Die möglichen Ziele

Im Sport kann man im Wesentlichen zwischen drei Arten von Zielen unterscheiden.

  1. Ergebnisziele beziehen sich auf Ränge und Ergebnisse bei Wettkämpfen.
  2. Leistungsziele setzt man sich, wenn man persönliche Bestzeiten, Wattwerte, Durchschnittsgeschwindigkeiten oder ähnliches auf gewissen Strecken, erreichen mag.
  3. Prozessziele schließlich, sehen die Entwicklung – zum Beispiel das Erlernen und Trainieren mit der Kraulrollwende – als Ziel

Ergebnisziele zu formulieren ist immer prickelnd. Da allerdings nur Leistungs- und Prozessziele wirklich nur von uns selbst abhängig sind, sollte man sich bei der Formulierung großteils auf diese konzentrieren.

Die Zielsetzung selbst ist ein strukturierter Prozess, der es ermöglicht, klare und spezifische Ziele zu definieren, die messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sind. Diese Ziele sind auch als SMART-Ziele bekannt. Durch die Anwendung sogenannter SMART-Kriterien wird sichergestellt, dass Ziele spezifisch genug sind, um eine klare Vorstellung vom gewünschten Ergebnis zu vermitteln.

SMARTE Ziele

Hier ist eine nähere Erklärung der SMART-Kriterien mit Beispielen:

  1. Spezifisch (Specific):
    • Ziele sollten klar und präzise formuliert sein, um ein eindeutiges Verständnis zu ermöglichen. Dabei ermöglicht die Festlegung von konkreten Messgrößen eine objektive Beurteilung des Erreichungsgrads
  1. Messbar (Measurable):
    • Ein messbares Ziel ermöglicht die Quantifizierung des Fortschritts. Zum Beispiel: „Täglich 30 Minuten joggen“ ist messbar, da die Zeit quantifiziert werden kann.
  1. Aktionsorientiert und Erreichbar (Achievable):
    • Ziele sollten anspruchsvoll, aber dennoch erreichbar sein. Ich finishe den Ironman Austria im Juni 2024“ wird für die meisten von uns einfacher zu erreichen sein, als am Podium der Ironman Weltmeisterschaft 2024 bei den Profis zu stehen.
  1. Relevant (Relevant):
    • Relevanz stellt sicher, dass die Ziele im Einklang mit den übergeordneten Interessen und Werten stehen. Ein Ziel sollte einen positiven Beitrag zur persönlichen, sportlichen oder beruflichen Entwicklung leisten.
  1. Zeitgebunden (Time-bound):
    • Die Festlegung eines klaren Zeitrahmens schafft Dringlichkeit und fördert die Disziplin. Eine klare Deadline erhöht den Fokus und die Dringlichkeit.

Die SMART-Methode bietet eine strukturierte Herangehensweise, die dabei hilft, vage Absichten in konkrete, handlungsorientierte Ziele umzuwandeln. Durch die Anwendung dieser Kriterien wird die Zielformulierung nicht nur präziser, sondern auch effektiver, da sie einen klaren Fahrplan für die Umsetzung schafft. Dabei spielt die Formulierung selbst eine ebenso wichtige Rolle. Diese sollte in der Gegenwart, positiv und aus der Eigenperspektive formuliert werden.

Hier zwei Beispiele mit Feedback:

Ziel 1: Ich werde bei der Challenge St. Pölten starten

Die Spezifizität (ja es ist ein Triathlon) und die Erreichbarkeit ist gegeben. Allerdings wäre das Ziel schon erreicht, wenn man an der Startlinie steht. Vom ins Ziel kommen, wird nicht gesprochen. Außerdem ist das Datum des Unterfangs offen. Rein theoretisch könnte man also auch erst in zehn Jahren starten. Durch die Formulierung in der Zukunft wird sich dieses Ziel auch nicht als sehr starkes Anliegen oder prägnantes Ziel im Kopf festsetzen.

Besser: Ich finishe die Challenge St. Pölten am 26. Mai 2024 unter sechs Stunden.

Ziel 2: Niemals aufgeben

Die Worte „nicht“, „kein“ oder ähnliche kann unser Gehirn nicht umdrehen. Durch eine derartige Formulierung erinnere ich das Gehirn erst daran, dass aufgeben eine Option ist. „Dran bleiben“, „mach weiter“ oder „step by step“ sind bessere Formulierungen für das gleiche Ziel.

Stolpersteine

Weiters ist die Identifikation potenzieller Herausforderungen und Schwierigkeiten (Stolpersteine) bei der Zielsetzung entscheidend, um realistische und umsetzbare Pläne zu entwickeln. Diese Herausforderungen können auf verschiedenen Ebenen auftreten. Hier sind einige Aspekte, die bei der Identifikation von potenziellen Schwierigkeiten berücksichtigt werden sollten:

1. Unklare Zieldefinition oder Relevanz:

Ein häufiger Stolperstein ist eine vage oder unklare Formulierung von Zielen. Formuliere also wie oben dargestellt.

2. Mangelnde Messbarkeit:

Ohne messbare Kriterien kann der Fortschritt schwer zu verfolgen sein, was die Motivation beeinträchtigen kann.

3.Falsche Einschätzung des persönlichen Status Quo:

Um seine Ziele nachhaltig und richtig formulieren zu können, muss man sich auch am aktuellen Stand der Dinge orientieren. Folgende wichtige Fragen sind dabei unter anderem ehrlich und am besten emotionslos zu beantworten:

  • Warum will ich (wirklich) mein Ziel erreichen
  • In welchem körperlichen Zustand befinde ich mich im Verhältnis zum angestrebten Ziel?
  • Wieviel Stunden Training sind für mein angestrebtes Ziel notwendig?
  • Ist der (zusätzliche) zeitliche, monetäre, organisatorische Aufwand mit meiner Familie und meinem engsten sozialen Umfeld abgesprochen bzw. unterstützt dieses meine Ambitionen?
  • Kann ich meine sportlichen Ziele mit meinem beruflichen Umfeld in Übereinstimmung bringen?

4. Unzureichende Zeitplanung

Ohne eine klare Zeitvorgabe können Ziele aufgeschoben bzw. gar nicht angegangen werden. Wir bauen deshalb für all unsere Sportler*innen Stundenpläne auf, in denen jeder Tag der Woche in vier Abschnitte (morgens – Vormittag – Nachmittag – Abend) eingeteilt wird. Abschnitt für Abschnitt wird dann mit den Sportler*innen durchgegangen und betrachtet wieviel reine Trainingszeit wirklich realistisch ist. Aus dem daraus entstehenden Zeitplan entwickelt sich eine Trainingsroutine, die für den nachhaltigen Erfolg wiederum sehr wichtig ist.

5. Mangelnde Anpassungsfähigkeit:

Starre Pläne können bei unvorhergesehenen Veränderungen oder Schwierigkeiten scheitern. Deshalb ist es auch wichtig in regelmäßigen Abstände seine Ziele und den Weg dorthin zu evaluieren.

6. Fehlende Selbstreflexion:

Ein Mangel an Selbstreflexion kann dazu führen, dass individuelle Bedürfnisse und Präferenzen übersehen werden.

Umsetzung

Hier mein Rat für euch wie wann vom Vorsatz zum Ziel kommt:

  1. Nehmt euch eine ruhige Stunde Zeit und versucht nun eure drei wichtigsten Ziele des Sportjahres 2024 SMART zu formulieren. Gut formuliert fühlen sie sich auch richtig gut an.
  2. Legt sie nun bis zum nächsten Tag zur Seite, schlaft drüber
  3. Nehmt euch nun wieder eine Stunde Zeit und geht alle möglichen Stolpersteine durch. Sollten sich welche ergeben, dann führt mit Chef, Freunden und Familie entsprechende Gespräche bzw. findet passende Lösungen.
  4. Macht schließlich eure Ziele sichtbar, so dass ihr sie täglich sehen könnt.

Ich hoffe, mein erstes Tool wird euch helfen, eure Ziele 2024 zu erreichen.

Denn jede große Reise, …., beginnt mit dem ersten Schritt. (Laotse)